Ein bisschen erinnert die Berichterstattung mittlerweile an die Situation zu Beginn der Corona-Pandemie: Erst vor kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Affenpocken zu einer Notlage von internationaler Tragweite erklärt. In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut mittlerweile 2887 Fälle (Stand: 05. August 2022) gemeldet worden. Es zeigt sich also auch hierzulande ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen, nachdem das Virus im Mai 2022 erstmals nachgewiesen wurde.
Es ist nur verständlich, dass bei so einer Entwicklung Unsicherheiten aufkommen können. Müssen Sie sich Sorgen machen? Um sich selbst? Oder Ihr Unternehmen?
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die Affenpocken nicht das gleiche Risiko wie COVID-19 darstellen.
In diesem Beitrag bekommen Sie einen allgemeinen Überblick über das Virus, wie Krankenhäuser die Sicherheit ihrer Mitarbeiter gewährleisten können und ob sich auch andere Unternehmen auf die Ausbreitung vorbereiten sollten.
Was sind Affenpocken?
Die seltene Viruserkrankung wurde zuerst bei Affen festgestellt, weswegen es auch den Namen Affenpockenvirus bekommen hat. Es wird jedoch vermutet, dass die Viren eigentlich vor allem bei Nagetieren zu finden sind. Die Übertragung auf den Menschen ist durch Bisse, Körperflüssigkeiten und Verzehr möglich gewesen.
Ausgelöst werden die Affenpocken durch das Affenpockenvirus Orthopoxvirus simiae (auch Monkeypox virus, MPXV, genannt) aus der Gattung Orthopoxvirus. Das Virus ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren (Variola, Smallpox) und den ebenfalls als Zoonose bekannten Kuhpockenviren.
Durch diese Verwandtschaft kann der normale Pockenimpfstoff Menschen davor schützen, Affenpocken zu bekommen. Jedoch ist noch unklar, wie viel Restschutz übrig ist, wenn Sie diese Impfung vor Jahrzehnten als Kind bekommen haben. Deswegen ist es wichtig, dass sie weitere Vorkehrungen treffen, um sich selbst und andere zu schützen.
Wer ist am stärksten von Affenpocken bedroht?
Am stärksten gefährdet sind Menschen, die mit jemandem, der Affenpocken hat, zusammenleben oder engen Kontakt haben.
Zu den Risikogruppen für eine Infektion gehören Beschäftigte im Gesundheitswesen, gewerbliche Sexarbeiter, Haushaltsmitglieder, bei denen eine infizierte Person anwesend ist, und andere enge Kontakte aktiver Fälle wie Sexualpartner. Auch schwangere Frauen, Kleinkinder und immungeschwächte Personen sind einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt. Diese Gruppen müssen besonders geschützt werden, um eine Infektion zu verhindern.
Während es bei dem jüngsten Ausbruch so gewirkt hat, als ob überproportional Menschen betroffen waren, die sich selbst als schwul, bisexuell oder Männer identifizieren, die Sex mit Männern haben, ist es wichtig zu betonen, dass Affenpocken jeden betreffen können, der in engem, längerem Kontakt mit einer infizierten (und symptomatischen) Person oder ihren infizierten Sachen kommt. Es wäre daher falsch, irgendjemanden für den Ausbruch zu stigmatisieren.
Kann ich Affenpocken bekommen, während ich in der Öffentlichkeit unterwegs bin?
Auf Grundlage der aktuell verfügbaren Informationen ist das Risiko für die breite Öffentlichkeit gering. Da enger Kontakt zu einer infizierten Person nötig ist, damit Sie sich anstecken können, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie sich im Supermarkt oder im Einkaufszentrum mit dem Virus anstecken.
Wenn Sie planen, auf eine Großveranstaltung zu gehen, sollten Sie vorher überlegen, wie viel Haut-zu-Haut-Kontakt Sie dort wahrscheinlich haben werden. Je mehr, desto größer das Risiko.
Wie verbreiten sich Affenpocken?
Affenpocken benötigen einen sehr engen, physischen Kontakt, deswegen verbreiten sie sich normalerweise nicht allzu leicht zwischen Menschen.
Affenpocken breiten sich normalerweise nicht leicht zwischen Menschen aus, da sie einen sehr engen physischen Kontakt erfordern, damit das Virus in den Körper eindringen kann, wie zum Beispiel:
- Direkter Haut-zu-Haut-Kontakt mit den typischen Hautveränderungen (Pockenläsionen, z.B. Bläscheninhalt, Schorf) oder Körperflüssigkeiten
- Sexueller / intimer Kontakt, einschließlich Küssen, Kuscheln, Massieren und enges Sprechen
- Mit einer infizierten Person zusammenleben und in einem Bett schlafen
- Umgang mit kontaminierten Gegenständen in einem Haus mit einer infizierten Person (einschließlich Handtücher, Bettwäsche, ungewaschene Kleidung, Elektronik und gemeinsame Oberflächen wie Theken oder Lichtschalter)
- Atemwegssekrete durch längere persönliche Interaktionen (die Art, die hauptsächlich auftritt, wenn man mit jemandem zusammenlebt oder sich um jemanden kümmert, der Affenpocken hat)
- Von einem infizierten Tier zerkratzt oder gebissen zu werden oder Fleisch zu essen oder Produkte von einem infizierten Tier zu verwenden (derzeit gilt dieses Risiko für endemische Länder in Afrika)
Affenpocken werden NICHT verbreitet, wenn Sie an einer infizierten Person vorbeilaufen, wie z.B. in einem Lebensmittelgeschäft.
Die Wissenschaft untersucht noch, ob die Übertragung möglich ist durch:
- Samen, Vaginalflüssigkeiten, Blut, Fruchtwasser oder Muttermilch
- Kontakt mit infizierten Personen, die keine Symptome oder leichte / frühe Symptome haben
Was sind die Symptome von Affenpocken?
Charakteristisch für die Affenpocken sind die teils sehr schmerzhaften Hautveränderungen, welche sich vom Fleck zur Pustel (bzw. Pocke) entwickeln. Am Ende verkrusten sie und fallen ab. Der Hautausschlag konzentriert sich in der Regel auf das Gesicht, die Handflächen und Fußsohlen, außerdem auf die Genitalien und den Anus. Auch im Mund und an den Augen können Haut- und Schleimhautveränderungen gefunden auftreten.
Die Hautveränderungen halten normalerweise zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab. Dabei kann es allerdings zu Narbenbildung kommen.
Davon abgesehen wird die Krankheit häufig von allgemeinen Symptomen wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Frösteln oder Abgeschlagenheit eingeleitet oder begleitet. Es gibt jedoch auch einige Menschen, die diese Symptome nicht haben, obwohl sie infiziert sind.
Wie lange ist jemand ansteckend?
Laut aktuellem Wissensstand sind nur diejenigen ansteckend, die auch Symptome zeigen. Die ersten Symptome treten meistens 8 Tage nach der Infizierung auf, nach 12-16 Tage folgt der charakteristische Hautausschlag. In der Regel dauert die Erkrankung 2-4 Wochen.
Wie wird Affenpocken vorgebeugt?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Ausbreitung von Affenpocken zu verhindern, darunter:
- Sprechen Sie immer mit Ihrem / Ihren Sexualpartnern über eine kürzliche Erkrankung.
- Achten Sie auf neue oder unerklärliche Wunden oder Hautausschläge an Ihrem Körper oder dem Körper Ihres Partners, einschließlich der Genitalien und des Anus.
- Vermeiden Sie engen Kontakt, einschließlich Sex, mit Menschen, die Symptome wie Wunden oder Hautausschläge, haben.
- Vermeiden Sie Kontakt mit infizierten Tieren.
- Vermeiden Sie Kontakts mit kontaminierten Materialien.
- Isolierung infizierter Personen, bis ihre Symptome, einschließlich Hautausschlag, vollständig verschwunden sind.
- Trage Sie eine geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA) (wie Maske, Kleid und Handschuhe) bei der Pflege anderer Personen mit Symptomen.
- Praktizieren Sie eine gute Händehygiene
- Desinfizieren Sie häufig berührte Oberflächen und Geräte, wenn jemand in Ihrem Haus infiziert ist.
- Das RKI empfiehlt die Impfung für Menschen, die Affenpocken ausgesetzt waren, und für Personen mit einem höheren Infektionsrisiko.
Was wird unternommen, um diesen Ausbruch einzudämmen?
Diagnostizierte Fälle werden systematisch vom RKI erfasst. Deswegen besteht eine Arzt-Meldepflicht gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG und die Labor-Meldepflicht gemäß § 7.2 IfSG. Sobald eine Affenpocken-Infektion labordiagnostisch bestätigt ist, müssen der Arzt/die Ärztin und/oder das Labor den Fall gemäß Infektionsschutzgesetz innerhalb von 24 Stunden an das zuständige Gesundheitsamt melden. Von dort muss der Fall spätestens am nächsten Arbeitstag elektronisch an die zuständige Landesbehörde und von dort spätestens am nächsten Arbeitstag an das RKI übermittelt werden.
Auch eine landesweit gestartete Impfkampagne soll dabei helfen, dass sich die Affenpocken nicht weiter ausbreiten.
Könnte daraus eine neue Pandemie werden?
Experten im Gesundheitswesen sind sich nach dem aktuellen Kenntnisstand einig, dass eine Entwicklung hin zu einer Pandemie sehr gering ist. Dies begründen sie mit dem zur Verfügbarkeit stehenden Impfstoffe, der längeren Inkubationszeit (die die Impfung enger Kontakte ermöglicht), der niedrigen Reproduktionszahl (eine infizierte Person kann auf etwa 1-2 Personen übertragen) und der geringen Mutationsrate.
Wie können sich Beschäftigte im Gesundheitswesen schützen?
Das RKI empfiehlt Standardvorsichtsmaßnahmen für alle Patienten, einschließlich derjenigen mit vermuteter oder bestätigter Affenpockeninfektion, und bietet zusätzliche unterstützende Informationen zur Infektionsprävention und -kontrolle, die speziell für Gesundheitseinrichtungen bestimmt sind. Mitarbeiter im Gesundheitswesen können das Risiko weiter reduzieren, indem sie die persönliche Schutzausrüstung ordnungsgemäß an- und ausziehen, eine gute Händehygiene praktizieren und die Infektionskontrollpraktiken ihrer Einrichtung befolgen, einschließlich der Standardreinigung und Desinfektion mit EPA-registrierten Desinfektionsmitteln in Krankenhausqualität (LINK Desinfektionsmittel?), die auf der Liste der Desinfektionsmittel für neu auftretende virale Krankheitserreger (EVPs) einschließlich Affenpocken, stehen.
Sollten sich andere Unternehmen vorbereiten?
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass im Gegensatz zu COVID-19, das erhebliche und dauerhafte Auswirkungen auf viele Unternehmen hatte, Affenpocken ein seltenes Virus sind, das sich durch engen Körperkontakt ausbreitet.
Denken Sie jedoch daran, dass sich andere Viren, wie z.B. das Norovirus, leicht auf Oberflächen ausbreiten. Auch der Herbst wird in einigen Wochen wieder Einzug halten und wenn die Temperaturen in der nördlichen Hemisphäre sinken, beginnt die Erkältungs- und Grippesaison. Befolgen Sie weiterhin Ihre bestehenden Desinfektionsprotokolle für häufig berührte Oberflächen und ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, eine gute Händehygiene zu praktizieren.